L34 lebt & kämpft!

Die Liebig34 war ein anarchistisches und queerfeministisches Hausprojekt in Berlin, das 1990 besetzt wurde und seitdem einen Infoladen, eine Bar und ein Wohnprojekt, das sich ohne Cis-Männer organisierte, beherbergte. So war die Liebig ein Schutzraum und ein Zuhause für Menschen, die anderswo von Sexismus betroffen sind. Und wenn wir des Nachts aufbrachen um die Welt zu ändern, bot sie uns Schutz vor den Feind*innen der Freiheit, nach der wir streben.

Doch sie war mehr als das: Sie war der lebendige Versuch, aus dieser Gesellschaft auszubrechen, sich selbst und Anderen Raum zu schaffen: Für Reflexion, Empowerment, das Entwickeln, Anwenden und Ausweiten antipatriarchaler Strukturen. Ein Widerspruch zur bestehenden Gesellschaft und ihren Zwängen, eine Kampfansage an das kapitalistische System und seine Gentrifizierung, ein Dorn im Auge der Herrschenden und ihren Lakaien!

Im vergangenen Sommer haben wir das 30-jährige Bestehen des Hausprojektes gefeiert – jetzt wurde es geräumt. Nach anderthalb Jahren juristisch wie aktivistisch kämpferischem Prozess wurde im Juni die Räumung des geliebten Hauses gerichtlich beschlossen. Der Hausbesitzer Gijora Padovicz, der wohl über 2000 Häuser sein Eigen nennen soll, hat bereits mehrfach gezielt Hausprojekte aufgekauft und zerstört. Und dass die Berliner Regierung, wie alle Herrschenden, unseren anarchistischen Gefährt*innen gerne ihre Räume nehmen, ist gleichermaßen bekannt wie logisch: Wie die Liebig34 lehnen wir diesen Staat und seine Gesetze ab, können uns also nicht wundern, wenn er uns als seine Feind*innen erkennt. Doch wir nehmen diese Räumung nicht hin – wenn ihr unsere Gefährt*innen angreift, schlagen wir zurück! Jedes sich in Rauch auflösende Auto, jede zu Bruch gehende Scheibe, jede Barrikade habt ihr dann so gewollt!

Ihr habt das Haus geräumt, ihr habt den Lebensraum unserer Gefährt*innen geklaut, zerstört und öffentlich zur Schau gestellt. Ihr habt ein Spektakel daraus gemacht, Menschen ihr Zuhause und ihre Privatsphäre zu nehmen. Ihr habt Menschen verprügelt und dann Currywurst gefressen – man ist, was man isst – ihr Schweine!

Was ihr aber nicht getan habt, was ihr nicht tun könnt, ist uns unsere Solidarität zu nehmen. Denn wenn wir aus der Räumung eines gelernt haben, dann das: Die Liebig und ihre Bewohner*innen haben große Unterstützung erfahren und tun das noch. Und die Unterstützer*innen werden euch diese Räumung nie verzeihen. Ihr habt uns ein Haus genommen, ihr werdet uns nie das Feuer und die Nacht nehmen können, denn die Nacht schützt uns und das Feuer brennt in unseren Herzen!

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