Wir dokumentieren hier den Aufruf vom Schwarz-Roten 1. Mai zum anarchistischen 1. Mai in Hamburg
Mal wieder ist 1. Mai. Mal wieder rufen wir dazu auf, euch mit uns die Straßen Hamburgs zu nehmen und unsere Utopie und unseren Anspruch an die Zukunft in die Welt hinaus zu rufen: Sie soll endlich lebenswert werden für alle Menschen überall, antiautoritär und frei von Unterdrückung und Kapitalismus. Ein Jahr ist es her, dass wir auf der Veddel von den Bullen angegriffen und verprügelt wurden. Ein offensichtlicher Einschüchterungsversuch, der, genau wie alle anderen davor und in Zukunft, erfolglos bleiben wird. Denn in diesem Jahr ist zwar viel passiert, aber unsere Entschlossenheit für das gute Leben einzutreten, ist dabei kein bisschen kleiner geworden.
Es war ein wildes Jahr, das wieder gezeigt hat, dass wir uns nicht in unseren Szenetreffpunkten ausruhen dürfen. Wir leben im Herz der Bestie und wir müssen die Kämpfe, die unsere Genoss*innen und Gefährt*innen auf der ganzen Welt unter ungleich schwierigeren Bedingungen führen – im Hungerstreik wie Alfredo Cospito oder bewaffnet gegen mexikanische Paramilitärs, um nur zwei Beispiele zu nennen – hier kämpfen. Hier, wo die Bullen im letzten und in diesem Jahr wieder Jugendliche aus rassistischen Motiven ermordet haben, ohne dass es irgendeine relevante Konsequenz gab. Hier, in Hamburg, wo der Streik der Hafenarbeiter*innen von den Bullen niedergeschlagen wurde: ein klares Zeichen für uns, dass radikale Linke und lohnabhängige Klassen wieder stärker zusammenfinden müssen! Denn wann immer die ewige Krise dieses Systems uns durch Inflation, steigende Mieten und Behördenterror die Luft abschnürt, müssen wir Schulter an Schulter stehen. Für das schöne Leben für alle!
Hier, wo das Großkapital unter der schützenden Hand der sogenannten „Grünen“ Partei wieder einmal die Bullen als persönlichen Konzernprügeltrupp einsetzen konnte, um Wald für Wald zu roden und Kohle aus der Erde unter Lützerath zu holen, die, wenn sie verbrannt wird, unseren Planeten und unsere Zukunft noch weiter zerstören wird. Hier, wo die Gesellschaft immer weiter militarisiert werden soll, wo Reichsbürger*innen den Staatsstreich planen. Wo weiter täglich rechte Netzwerke aufgedeckt werden, aber der Knüppel der Staatsmacht in ermüdender Regelmäßigkeit gegen Links geschwungen wird; wo eine Gedenkdemo für die Opfer des rassistischen Terrors in Hanau von behelmten und bewaffneten Bullen provoziert und wo konsequenter Antifaschismus kriminalisiert wird. Immer noch sitzen viele Antifas hinter Gittern. Wir müssen in diesem Land kämpfen, wo Rathäuser mit Regenbogenflaggen geschmückt werden, die Bullen beim CSD mitlaufen und dennoch queerfeindliche Gewalt den Alltag ausmacht, wo ein trans Mann ermordet wird, einfach nur, weil er ist, wer er ist. Wir leben in dem Land, das die Panzer produziert, die der Faschist Erdogan gegen unsere Genoss*innen in Rojava einsetzt, ein Land, dass Steuerelemente für Drohnen baut, mit denen kurdische Zivlist*innen und Kämpfer*innen ermordet werden, ohne dass es einen Grund dafür gibt, außer den Großmachtfantasien eben dieses Faschisten. Menschen, die zu Recht als Held*innen im Kampf gegen den „IS“ gefeiert wurden und dann von der Regierung der BRD verraten und dem türkischen Militär ausgeliefert wurden, sobald sie nicht mehr nützlich erschienen. Einem Militär, dass nicht einmal davor zurückschreckt, Raketen auf die Menschen zu schießen, die in den Erdbebenruinen auf Hilfe wartend ausharrten, während diese Hilfe wegen der widerlichsten politischen Machtspiele an den Grenzen zu Syrien aufgehalten wurde. Hilfe, die lange nicht von staatlicher Seite kam, sondern von engagierten Aktivist*innen. Trotzdem kämpfen diese unglaublich mutigen Menschen weiter, um das Projekt Rojava zu verteidigen, das uns auch hier weiter die Hoffnung schenkt, dass die Blume der Revolution und der Emanzipation immer einen Weg findet – auch unter den widrigsten Umständen.
Diese Hoffnung dürfen wir niemals verlieren. Wir dürfen den Kampf nicht aufgeben, auch wenn er noch so aussichtslos erscheint und noch so ermüdend ist. Wir müssen weitermachen und die kleinen Siege feiern: zum Beispiel die Bullen, die im Schlamm von Lützerath versanken, die die Kontrolle verloren und der energischen und in Teilen militanten Masse nichts entgegenzusetzen hatten. Diese Welt braucht auch hier, wo das Kapital scheinbar übermächtig ist, den Widerstand. Auch hier ist unser Kampf nötig und wir dürfen nicht nachlassen, um unserer Utopie näherzukommen. In kleinen Schritten, mit vielen Rückschlägen, aber unaufhaltsam! Deshalb rufen wir einmal mehr auf zum anarchistischen 1. Mai! Stürmt mit uns die Straßen in der Stadt der Millionäre! Am 1. Mai 2023 rufen wir wieder „Das System ist die Krise – Anarchismus in die Offensive!“
Unser Treffpunkt ist um 16 Uhr an der U-Bahn-Haltestelle „Hagenbecks Tierpark“.