365 Tage, Solange ist der Überfall der Hamas auf jüdisches Leben in Israel nun her.
365 Tage, in denen noch immer Geiseln in der Gefangenschaft der Hamas ausharren müssen.
365 Tage, in denen die Angehörigen der Opfer und der Geiseln keinen Moment der Ruhe fanden.
365 Tage, in denen Trauer und Aufarbeitung der Traumata so Vieler nicht möglich war.
Heute liegt der Fokus auf den Opfern des 7. Oktobers. 364 Tage im Jahr kann über die Politik, den Krieg, Positionen gestritten und Differenziertheit eingefordert werden. Doch heute werden wir das nicht tun und nicht darauf eingehen. Es sollen heute jene zu Worte kommen, deren Trauma keinen Platz mehr findet. Um jene, die so brutal aus dem Leben gerissen wurden, nur weil sie Juden_Jüdinnen waren. Und um jene, die immer noch als Geiseln in Gaza gehalten werden.
Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und der Geiseln. Wir rufen euch zu: Ihr seid nicht allein!
Bereits vor einem Monat begannen wir in Lübeck das Gedenken an die Opfer vom 7. Oktober und die Sichtbarmachung der Solidarität mit den Geiseln und ihren Angehörigen. Am 07. September 2024 fand hier in Lübeck das Techno-Festival Summer Closing im lokalen Autonomen Zentrum statt. Dank des Supports der Organisator*innen, unter anderem das Café Brazil sowie dem DJ Zusammenschluss Klangverhör, konnten wir dieses Ein-Tages-Festival unter das Motto des Gedenkens stellen.
So machten auf dem gesamten Gelände Plakate und an jeder Bar Flyer auf die Ereignisse aufmerksam, erzählten vom Nova Festival und kommunizierten die Forderung der Familien der Geiseln: Bring them home now.
Die Bühnen standen jeweils im Zeichen unterschiedlicher Transparente.
Auch an unserem Stand lagen Flyer, Broschüren und Sticker zu den Themen 7. Oktober und Antisemitismus aus.
Dies ist unser Beitrag für ein würdiges Gedenken an die Opfer des 7. Oktober und ein Zeichen der Solidarität mit den Geiseln.
Heute, am 7. Oktober 2024, ein Jahr nach dem schlimmsten Massaker an Juden_Jüdinnen seit dem Holocaust drücken wir jedoch auch unser Bedauern darüber aus, dass wir vor einem Jahr Teil des Problems gewesen sind. Denn es tut uns unendlich leid für all unsere jüdischen Freund*innen und Mitmenschen, dass wir vor einem Jahr geschwiegen haben und auch noch in den Tagen nach dem 7. Oktober nicht unser Wort erhoben haben. Wir hätten entschlossen an eurer Seite stehen müssen, statt lange über politische Einzelheiten nachzudenken. So entstand auch durch uns der Eindruck, dass jüdische Menschen hier alleine stehen. Inzwischen haben wir das reflektiert und bemühen uns zukünftig, uns Antisemitismus schneller und konsequenter entgegenzustellen.
Denn auch in diesem Moment der Trauer vergessen wir nicht, dass der Antisemitismus, der die Ursache für diese Taten ist, eine uralte und tief verwurzelte Form des Hasses ist. Juden_Jüdinnen auf der ganzen Welt sind Zielscheibe von Vorurteilen, Ausgrenzung und Gewalt und die jüngsten Ereignisse zeigen, dass dieser Hass weiterhin Leben zerstört. Wir gedenken der Opfer, indem wir nicht nur den Verlust betrauern, sondern auch den Kampf gegen Antisemitismus erneuern.
Anarchistische Gruppe Lübeck
Oktober 2024