Lübeck und Leipzig teilen ein Problem. Dieses Problem ist weder neu, noch teilen es sich nur Lübeck und Leipzig: Es ist der Umbau der Städte zu einem Ort der Reichen. Die Mieten steigen immer weiter und verdrängen Menschen in die Randbezirke. Die Stadt putzt sich immer weiter raus um möglichst den Konsumterrorist*innen zu gefallen, die sich zu tausenden durch die Straßen quetschen. Wer hier wohnt ist ignorierbar, solange die Touris nur schön weiter ihr Geld in der Stadt lassen.
Damit sie sich besonders wohl fühlen, muss die Stadt natürlich sauber sein. Da wundert es dann auch nicht mehr, wenn die Bullen mit Hubschrauber jagt auf Sprayer*innen machen und das Ordnungsamt massiv ausgebaut werden soll. Sie sollen nicht nur mehr Befugnisse bekommen, sondern auch in mehr Bereiche eingreifen dürfen und um das ganze abzurunden, sollen bald auch Drohnen für sie durch die Stadt fliegen. Aufrüstung, Überwachung und Kontrolle. Wir sollen bloß nicht aus der Reihe tanzen und weiter fröhlich lächeln, wenn unser Wohnort zur Wohlfühloase für Tourischweine herausgeputzt wird.
Partyzonen sind da natürlich besonders unangenehm. So wundert es auch niemanden, wenn die zentralen Orte junger Menschen, die feiern wollen, die Clemensstraße und der Drehbrückenplatz, unter ständiger Polizeiüberwachung stehen. Bereitschaftspolizei steht immer bereit um jeden Verstoß mit Knüppel zu ahnden. In den Anfängen der Pandemie waren auch diese Orte samt der Menschen direkt als Hauptverantwortliche für das Treiben der Pandemie in der Hansestadt ausgemacht. Nun, nachdem viele Beschränkungen gefallen sind, wächst die Zahl derer, die dort feiern möchten wieder und so ist es logisch das Menschen ihre Partyzone wieder ausweiten. Die Antwort auf das ungefragte Ausweiten der Partyzone war mehr Security, Absperrungen und Polizei. Feiern ja, aber bitte so, wie es ins Bild passt und nur da, wo wir es euch erlauben.
Der mangelnde Wohnraum und der trotz alledem große Leerstand bewegte auch hier in Lübeck Menschen dazu, nicht mehr länger zu fragen, sondern sich das, was sie brauchen, einfach zu nehmen. Eine Hausbesetzung fand statt, in einem Haus, das seit Ewigkeiten leer stand und zugenagelt war. Doch anstatt dass dort Ideen eines anderen Zusammenlebens verwirklicht werden konnten, kam es wie es kommen musste. Der Staat setzte Eigentumsinteressen durch, fuhr ein riesiges Polizeiaufgebot auf und lies räumen. Trotzdem durfte sich der Eigentümer in der lokalen Presse profilieren mit seinen Aussagen, er würde das Haus für soziale Zwecke nutzbar machen wollen, nur die Stadt würde das blockieren. Das Ende vom Lied? Das Haus steht wieder einsam und verlassen da, die Fenster und Türen vernagelt.
Wir rufen dazu auf, sich am 23.10.2021 in Leipzig die Straße zu nehmen um gemeinsam den Kampf gegen die Stadt der Reichen aufzunehmen. Denn niemand wird uns bezahlbaren Wohnraum schenken, geschweige denn dass wir für wohnen zahlen sollten. Niemand wird uns Räume schenken, um unsere Ideen und Träume von Freiheit zu leben. Wir müssen sie uns selbst holen und dann verteidigen.
Zu viele Projekte sind schon Geschichte, lassen wir nicht zu, dass es noch mehr werden! Die Stadt der Reichen angreifen!
Autonom, widerständig und unversöhnlich, auf dass wir auf der Asche ihrer Reichtümer eine Welt bauen, die uns allen gehört!