Seit Langem ist es anarchistische Tradition an diesem Tag zum Knast zu ziehen und dort mit allen Gefangenen ins neue Jahr zu gehen und ihre Freiheit einzufordern.
Nun mag es dem einen oder anderem seltsam erscheinen, wenn wir von der Freiheit aller Gefangenen sprechen, sitzen dort doch eventuell auch Menschen, deren Taten wir zutiefst verachten. Dies entsprecht auch der Wahrheit und trotzdem sind wir überzeugt, dass es einen kritisch-solidarischen Umgang mit Gefangenen braucht.
Der Großteil derer, die dort in den Gefängnissen Tage, Monate und Jahre oder auch ihr ganzes Leben verbringen, sind aus sozialen Aspekten dort. Sprich ihre Taten passierten aus einer sozialen Misere heraus. So sind es Dieb*innen oder Einbrecher*innen, die niemanden körperlich geschadet haben, sondern lediglich in einer Welt, die sie ausgestoßen hat, überleben wollten. Es sind Menschen, die zu oft beim schwarz fahren erwischt wurden, weil die Tickets immer teurer werden. Ebenso werden Geflüchtete weggesperrt, die teils unglaubliche Wege zurückgelegt haben, um vor politischer Verfolgung zu fliehen oder einfach um ein besseres Leben führen zu können. Von Beginn unseres Lebens an werden wir mit Gesetzen und Regeln konfrontiert, welche wir nie selbst bestimmt oder gewollt haben. Sollten wir sie nicht einhalten, gibt es eine Strafe. Die Höchstform der Strafe in diesem Staat ist der Knast, weil dies den Menschen als die humanste Form der Strafe erscheint. Überheblich schaut man auf andere Länder, die noch Körperliche und oder Todesstrafen durchführen. Doch sind wir ehrlich, ist eine (Lebenslang-)Haftstrafe nicht auch nur eine Todesstrafe auf Raten? Knäste sind keine Hotels, das Leben dort weder fair noch frei von Ausbeutung und Unterdrückung. Teuer ist es zu dem auch noch.
Neben jenen bereits aufgezählten sitzen auch viele Freund*innen und Gefährt*innen in den Knästen dieser Welt, weil sie es wagten, die herrschende Ordnung herauszufordern. Weil sie sich nicht einfügen konnten oder wollten in eine Gesellschaft, in der Kookkurrenz und Profit vor Solidarität und gegenseitiger Hilfe steht.
Wir sehen die Gründe dafür, im Knast zu landen, sind vielfältig, die Lösung dieser Gründe ist er nicht. Denn die Zahl derer, die im Knast sitzen, wird immer größer und größer. Hören wir auf zu versuchen, die Probleme, die dieses Gesellschaftssystem produziert, wegzuschließen. Schaffen wir eine kritisch-solidarische Anti-Knastbewegung, die die Gefangenen in ihren Kämpfen unterstützt.
FREIHEIT FÜR ALLE
FÜR EINE GESELLSCHAFT OHNE KNÄSTE
„Ich behaupte nicht, dass es eine einfache Lösung gibt; Knäste jedenfalls sind keine Lösung. Für deren Abschaffung muss weiterhin gekämpft werden: von innen heraus, d.h. seitens der Inhaftierten, und auch von draußen. Denn ohne moralische – wie auch tatkräftige Hilfe von draußen – sind jene, die hinter Gittern sitzen, letztlich verloren.“ Thomas Meyer-Falk